Tor Alva („Der Weisse Turm“) ist das höchste 3D-gedruckte Gebäude der Welt im Alpendorf Mulegns in der Schweiz. Der Turm wurde für die Kulturstiftung Origen in Zusammenarbeit mit der ETH Zürich entworfen und stellt das kulturelle Erbe von Mulegns durch Architektur neu dar. Er erhebt sich als Leuchtturm im Dorf und dient als immersiver Aufführungsort. An der Spitze des Weissen Turms befindet sich ein Kuppelsaal, der von filigranen, verzweigten Säulen umhüllt ist – ein atemberaubender Veranstaltungsort hoch über den Dächern des Dorfes.
Mit seiner spektakulären Architektur und seiner bahnbrechenden Technologie demonstriert der Turm die Möglichkeiten, die computergestütztes Design und digitale Fabrikation für die Bereiche Architektur und Bauwesen bieten. Dazu gehören nicht nur ökonomische und ökologische Vorteile, sondern auch eine aufwendige, nicht-standardisierten Architektur mit einem kühnen Formenreichtum.

Symbiose von Kunst und For­schung

Das Projekt dient einem doppelten Zweck: Es soll ein einzigartiger Veranstaltungsort geschaffen werden, der Architektur, Kultur und Wissenschaft miteinander verbindet und gleichzeitig ein Dorf mit strukturellen Herausforderungen wiederbelebt. Darüber hinaus zeigt es die interdisziplinäre Forschung der ETH Zürich, die digitale Baupraktiken vorantreibt, die innovative, reichhaltige und nachhaltige Umgebungen fördern.

Der Turm setzt Maßstäbe durch den Einsatz von materialeffizientem, 3D-gedrucktem bewährten Beton, der eine einzigartige architektonisch Form ermöglicht. Der Turm ist geprägt von 32 individuell gestalteten, 3D-gedruckten Säulen. Jede Säule ist durch eine aussergewöhnliche Formensprache und vielschichtige Ornamentik in unterschiedlichen Grössenordnungen gestaltet, was dem Bauwerk eine rätselhafte, fast schon unwirkliche Präsenz verleiht. Damit knüpft er an die Handwerkskunst der barocken Baumeister Graubündens an und schlägt eine Brücke zwischen den Traditionen der Vergangenheit und den Innovationen der Zukunft.

Wiederbelebung des Dorfes Mulegns

Eingebettet entlang der historischen Julierpass-Route, einst von Händlern und Saumtieren durchquert, erblühte das Alpendorf Mulegns im 19. Jahrhundert, als heimkehrende Konditoren-Emigranten prächtige Villen bauten und Hotelpioniere eine blühende Tourismusindustrie förderten. Im Jahr 2025 wird dieses schwindende Dorf mit nur zwölf Einwohnern durch Tor Alva und das Zentrum für Digitale Bautechnologien, eine Zusammenarbeit zwischen der Origen Kulturstiftung und der ETH Zürich, neu gedacht. Dieses visionäre Projekt revitalisiert nicht nur Mulegns› reiches kulturelles Erbe, sondern treibt auch die nachhaltige Transformation in der Bauindustrie durch innovative digitale Bautechniken voran. Indem es den Architekturtourismus fördert und den Grundstein für erneuten Wohlstand im hochalpinen Tal legt, haucht Tor Alva einer historischen Gemeinschaft neues Leben ein und setzt gleichzeitig einen globalen Standard für nachhaltige, kulturell lebendige Entwicklung.


Visualisierung: Hansmeyer/Dillenburger

Architektur, Kunst und Kultur

Der Weisse Turm von Mulegns ist eine Hommage an die Bündner Zuckerbäcker. Er dient als begehbare Installation, intimer Konzertraum und Ort der kulturellen Vermittlung. Das zentrale Gestaltungselement des Turmes besteht aus einer Serie von 32 verzweigten, 3D-gedruckten Säulen. Besucher steigen über eine Wendeltreppe durch eine Reihe von Kolonnaden auf und erreichen die Kammerbühne im obersten Stockwerk. Der Saal in der obersten Etage des Weissen Turmes verfügt über eine Bühne mit 32 Sitzplätzen und ist für Theater und Konzerte ausgelegt. Der Weisse Turm bietet eine Abfolge von abstrakten, atmosphärisch dichten Zonen, die als vertikale Enfilade konzipiert sind. Die markante Vielfalt der Formen des Turms erinnert an das handwerkliche Können der Meisterbauer des Barockzeitalters in Graubünden. Mit seiner spektakulären Architektur und innovativen Technologie fungiert der Weisse Turm als international ausstrahlender Leuchtturm.


Foto: R. Masallam

Forschung und Innovation

Der Weisse Turm demonstriert die bahnbrechenden Möglichkeiten der  Forschung aus computergestütztem Design, digitaler Fabrikation, Tragwerk und Materialwissenschaften, die herkömmliche Gebäude in den kommenden Jahren grundlegend verändern und das Bauen in Zukunft nachhaltiger gestalten können. Durch robotergestützte Betonextrusionsverfahren kann der Beton gezielt nur dort aufgetragen werden, wo er statischbenötigt wird, wodurch der Materialverbrauch massiv reduziert wird. Durch den Verzicht auf Schalungen ergeben sich neue Gestaltungsfreiheiten in Bezug auf ausdrucksstarke Formen, Oberflächendetails und die effiziente Herstellung von Unikaten. Unter Integration der Konzepte des zirkulären Bauens wird der Turm, der als fünfjährige Installation geplant ist, so konstruiert, dass er einfach demontiert und an einem anderen Standort wieder aufgebaut werden kann 


Foto: E. Skevaki

Team

Der Weisse Turm ist ein Projekt der Kulturstiftung Nova Fundaziun Origen und der ETH Zürich, und ensteht in enger Zusammenarbeit mit lokalen, nationalen und internationalen Partnern. Origen ist Bauherrin und wird die kulturelle Bespielung des Turmes gewährleisten.


Fakten zum Weissen Turm

Struktur

  • Vier Geschosse die aus 32 3D-gedruckten Säulen bestehen
  • Die Säulen sind bewehrt und voll strukturell eingesetzt
  • Insgesamt 124 3D-gedruckte Elemente

Dimensionen

  • Höhe: 30.0m inklusive des bestehenden Sockels      
  • Durchmesser: 7.0m – 9.0m

Veranstaltungsraum

  • Kapazität: 32 Besucher
  • Totale Höhe: 8.0m, durch eine Kuppel überdacht

3D Druck

  • 2500 gedruckte Betonschichten
  • 10 mm Schichthöhe, 15-20mm Breite   
  • Geschätzte Druckzeit: 900 Stunden

Fassade

  • Entfernbare Kunststoff Membrane

Bau

  • Eröffnung Mai 2025
  • Mulegns, Schweiz; am Julier Pass