Der Weiße Turm, nach seiner Fertigstellung im Mai 2025 als das weltweit höchste 3D-gedruckte Bauwerk gekrönt, entstand aus einem der innovativsten Bauprojekte im Alpenraum.
Die Mittelstücke der Säulenschäfte wurden über einen Zeitraum von vier Monaten im Robotic Fabrication Laboratory der ETH Zürich am Institut für Technologie in der Architektur 3D-gedruckt. Das separate Kapitell und die Basis jeder Säule wurden mit einem innovativen Ansatz gefertigt, der den traditionellen Betonguss mit einer an der ETH Zürich entwickelten 3D-gedruckten Kunststoffschalung kombiniert. Diese Strategie ermöglicht eine hohe Präzision der Schnittstellen und eine effiziente Produktion dieser sich wiederholenden Teile.
Die Maximierung der Vorfertigung für ein Gebäude in den Alpen ist ideal aufgrund des rauen Wetters, der abgelegenen Standorte und der kurzen Bauzeitfenster der Region, welche die Arbeiten vor Ort erschweren. Durch die Herstellung von Komponenten in kontrollierten Fabrikumgebungen gewährleistet die Vorfertigung Qualität, reduziert die Umweltbelastung und vereinfacht die Logistik, während gleichzeitig der Arbeitskräftebedarf und die Kosten in unwegsamem Gelände minimiert werden. Dieser Ansatz ermöglicht eine schnellere Montage, verbessert die Nachhaltigkeit und gewährleistet die strukturelle Zuverlässigkeit gegenüber Schneelasten und seismischer Aktivität, und das alles innerhalb vorhersehbarer Budgets.
Diese Säulensegmente wurden nach Savognin transportiert, 10 km von Mulegns entfernt, wo sie zu vollständigen Säulen zusammengefügt wurden. Von dort wurden die fertigen Säulen zum endgültigen Bestimmungsort geliefert, wo sie geschossweise montiert und miteinander verschraubt werden. Jedes Geschoss konnte innerhalb eines einzigen Tages montiert werden.
Da der Turm mit trockenen Verbindungen konzipiert wurde, wird der Abbau ebenso unkompliziert sein wie die Montage, ohne das Risiko oder die Notwendigkeit, die Elemente zu zerstören. Durch die Verwendung von mechanischen Verbindungselementen wie Schrauben anstelle von permanenten Klebstoffen oder Nassbeton ermöglichen diese Verbindungen, dass Bauteile demontiert, verlagert und anderweitig wiederverwendet werden können. Das Design für die Wiederverwendung mit trockenen Verbindungen verbessert die Nachhaltigkeit und Anpassungsfähigkeit, indem es ermöglicht, Strukturen einfach zu demontieren und ohne Materialverlust neu zu konfigurieren. Dies reduziert Abfall und Ressourcenverbrauch erheblich und stimmt mit den Umweltprinzipien des Projekts überein.
Zeittafel
Im Jahr 2018 organisierte eine Strategische Kommission der ETH Zürich eine Exkursion zur Nova Fundaziun Origen in Val Surses. Der Austausch zielte darauf ab, Brücken zwischen Kultur und Wissenschaft, zwischen der ETH und der Region zu bauen. Diese Gespräche begründeten eine außergewöhnliche kreativ-wissenschaftliche Zusammenarbeit.
Im Jahr 2019 entwarf das Departement für Digitale Bautechnologien der ETH ein Bühnenbild aus Säulen für die Gärten der Villa Carisch in Riom. Diese Säulen haben seither den alpinen Elementen standgehalten und lieferten wichtige wissenschaftliche Erkenntnisse und praktische Einsichten, die die Entwicklung des Weißen Turms in Mulegns direkt beeinflussten.
2021
Juni
Projektstart
2022
June
Designanpassungen
August
Installation eines Demonstrators
2023
März
Installation der Membran Variationen am Demonstrator
Mai
Design Fixierung
2024
Januar
Beginn des 3D Drucks an der ETH Zürich
Februar
Vorbereitungsarbeiten am historischen Bestan
Mai
Guss der Turmbasis; Zusammenbau der Säulen aus 3D gedruckten Segmenten in Savognin
Juni
Letzter 3D Druch an der ETH Zürich
Juli
Aufbau des ersten und zweiten Geschosses
August
Aufbau der dritten Geschosses
September
Aufbau des vierten Geschosses
November-Dezember
Treppenkonstruktion und elektrische Installation
2025
April
Zusammenbau der Kuppel Umgebungsarbeiten
Mai
Eröffnung